Tunesien 2004

Sahara 2004

-gleich zu den Bildern-

Fast am Ende von 2003 war das letzte entscheidende Treffen an einem trüben Sonntagnachmittag. Bilder von Sandpisten und Endurofahrern heizten die Stimmung ein. Am Ende stand die Entscheidung: acht Member unseres Clubs wollten weichen Sand unter Ihre Stollen nehmen. Von nun an begann die Vorbereitung vorwiegend in Form von Kaufentscheidungen ganzer Bikes neu und gebrauch,t zahlreichen Equipments wie Protektorenhemden, Camelbaks und was ein Wüstenfahrer sonst noch so alles zu brauchen glaubt. Für den Transport sollte der Mercedes noch etwas umgebaut werden. Die letzten drei Wochen sind geprägt von flexen, schweißen, schrauben und endlosen Diskussionen wie es gemacht wird. Die Zeit wird knapp, für Samstag 31. Januar sind die Fähre für zwei Wohnmobile beladen mit acht Motorrädern, gebucht. Um rechtzeitig die ca 700 km lange Anreise zum Hafen von Genua zu schaffen wollen wir am Freitag Abend schon bis in die Schweiz fahren. Aber das Beladen und letzte Fertigstellen der Fahrzeuge zieht sich soweit das es schon 18.30 ist bis wir losfahren. Nach 30 km stellen wir fest das wir die Fährtickets zuhause liegen gelassen haben und erreichen gerade noch gegen elf Uhr Bregenz. Am nächsten morgen ist es zwar kalt aber es geht zügig weiter gen Genua. In Italien bunkern wir noch die fehlenden Lebensmittel Wasser und Wein. Wir sind zu fünft und erreichen nicht allzu früh den Hafen, checken alsbald auch auf der Carthago ein. Josef, Jack und der Präsi werden am Montag nach Djerba fliegen und hoffen von uns dort abgeholt zu werden. Unsere Überfahrt geht planmäßig und nach 22 Stunden mäßiger See ereichen wir am Sonntag Nachmittag la Goulette. Die gefürchtete Zollabwicklung, für die zusätzlichen Mottorrädern hatten wir Vollmachten und Paßkopien mitgeführt. Zahllose fiches (französisch für Formulare) hatten wir schon auf der Fähre ausgefüllt. Name des Fahrers, Beruf des Besitzer, Farbe des Fahrzeugs, Leistung welcher Treibstoff alles war perfekt ausgefüllt und wir hatten den Zoll nach einer guten Stunde hinter uns gelassen. Tunis und dann auf die Autobahn Richtung Süden. Jetzt noch nachtanken, Diesel für die Trucks Superbenzin für die Motos und Wasser zum Waschen. An einer Raststätte gibt es die ersten tunesischen Sandwiches. Als es schon Nacht ist campieren wir vor Sousse direkt am Meer. Es ist kühl, für ein Bad im Meer zu kalt. Am nächsten Morgen Frühstücken wir gemütlich dann trennen wir uns. Manfred und Ralf fahren mit dem Wohnmobil weiter die National 1 bis zur Fähre nach Djerba, dort warten am Nachmittag schon unsere Fluggäste die mit dem Taxi bereits vom Flughafen über das Meer gekommen waren. Ich, Matthias und Joachim fahren mit dem 4x4 Mercedes direkt nach Douz. Kairouan, Gafsa, Kebili über Landstraßen erreichen wir gegen fünf den Campingplatz „clup desert“in Douz. Wir haben schon abgeladen als schon bei Nacht die anderen eintreffen, eine kleine Panne hat sie etwas aufgehalten. Nach dem Essen wird es auch schon wieder schnell kalt und alle haben Ihre erste Nacht in Afrika. Die drei Flugreisenden schlafen in Zelten die wir mitgebracht haben. „Ziemlich kalt und viel zu laut“ sind am Morgen die ersten Reaktionen. Jetzt aber werden die Motorräder getankt und auf Ihre erste Fahrt vorbereitet. Ankleiden der Fahrer und bald geht es schon los. Raus über die Kamelrennbahn stehen wird bald in den ersten Sanddünen. Aber es ist sehr fest, keine Verwehungen sondern harte Sandhügel lassen uns dahingleiten. Ganz offensichtlich hat es in diesem Winter um Douz viel geregnet. Die trockene Zone am Rande des „Grande Erg du Sahara“ kann es sicher gut gebrauchen. Für die Wüsteneinsteiger kein Problem. Wir steuern die Piste Richtung Cafe „port du desert“ an. Leider ist es wegen eines hohen muslimischen Feiertags nicht geöffnet.

Jack klagt über zu wenig Luft im Vorderreifen, Platten, Flickzeug haben wir, aber keine Pumpe. Jack beschließt langsam auf der Piste zurückzufahren.. Die anderen erfreuen sich noch an den einfach zu befahrenden Sandhügel. Wir treffen in verschiedenen kleinen Trupps wieder auf dem Campingplatz ein. Einige haben eine interessante Stadtrunde gefahren bevor sie den Platz wieder gefunden haben. Jacks Platten stellt sich als Servicemangel heraus, allerdings erst nachdem er den Schlauch vergeblich ausgebaut hat.

Zweiter Tag, wir wollen etwas in nördliche Richtung fahren. Wir haben uns mit einem weiteren Wüstenfahrer zusammengeschlossen. Ralf fährt mit seiner XL 350 mit uns mit. Wieder Kamelrennbahn und weiter über die Straße ab in die Sanddünen. Weiter im Norden sind die Dünen schon wieder etwas mehr verweht. Es gibt einige Umfaller und es geht nicht allzuschnell vorwärts. Wir sind etwa 30 km von Douz entfernt als Karl stürzt. Er kann nicht mehr aufstehen, starke Schmerzen im Knöchel. Nachdem der Fuß stetig anschwillt entschließen wir uns Ihn zum Campingplatz zurückzufahren. Er traut sich den Soziussitz zu. Ralf fährt ihn zurück. Wir markieren den Punkt mit dem GPS und ich bringe mit Manfred die XT zurück. Auf dem Campingplatz helfen uns Ralfs Begleiter den geschwollenen Fuß aus dem Stiefel zu holen und zu kühlen. Vorerst sollte dies alles sein. Beim zurückfahren stürze auch ich und verdrehe mir den Fuß, aber trotz Schwellung kann ich noch weiterfahren.

Wir übriggebliebenen fahren weiter Richtung Norden, hier werden die Dünenfelder ganz schön weich und einige strengt dieser Tag sehr an.

Als wir nach einigen Stunden zum Campingplatz zurückkommen wird unser Präsi gerade per Taxi nach Kebili zum eingipsen gebracht. Der Knöchel ist gebrochen.

Am Mittwoch bestellen wir noch für später eine Permit fürs Sperrgebiet und brechen dann auf um nach Gsar Ghilane umzuziehen. Ich und der nun eingegipste Präsi verfolgen die Motorradfahrer mit dem 4x4 Mercedes über den direkten Weg. Manfred fährt allein mit dem Wohnmobil ohne Allrad über den Umweg der Pipelinpiste. Ich treffe mich noch mal mit den Motorrrädern am Cafe „port du desert“, welches heute extra für uns geöffnet wird. Später warten die Motorräder schon auf uns beim ebenfalls geschlossenen Cafe „bi bene“ um nochmals vor dem großen Dünenkamm aufzutanken. Auch hier hat es viel geregnet. Die Motorradfahrer eifern jedoch so das Sie mich aus den Augen verlieren. Ich muss mir allein die geeignete Überfahrt über den großen Dünenkamm suchen. Trotz kleiner Stockungen kommen wir ohne graben zu müssen nach insgesamt ca 6 Stunden Fahrtzeit in der Oase Gsar Ghilane an. Manne kommt später erst an. Er hat sein Auto in einem von Schlamm überfluteten Wadi festgefahren und musste sich allein freigraben.

Nach einer erneut kühlen Nacht nehmen wir am nächsten Morgen zuerst ein Bad in der warmen Quelle. Man möchte kaum wieder heraus und auch die Größe des Beckens ist nicht nur 4 m wie in Joes Djerba Reiseführer fälschlicherweise beschrieben.

Am Nachmittag fahren wir natürlich über die Dünen auf die alte Festung.

Zum Erinnerungsbild können wir zwei Österreicher engarieren die ebenfalls gerade Ihre Pause beim Gsar machen. Hier kann jeder nach seinem Können in den Dünen und auf der Piste Richtung Bir Soltane fahren und die woche geht schnell zu Ende. Ich fahre mit dem Mercedes unsere drei flugreisenden zurück nach Djerba, gleichzeitig nehme ich erneut Wasser, Brot und Treibstoff auf um später fürs sog. Sperrgebiet ausgerüstet zu sein. Am selben Tag brechen die drei Husabergs auf nach Douz um das Permit fürs Sperrgebiet abzuholen. Per GPS wollen sie den direkten Weg durch die Dünen nehmen da es am selben Tag wieder zurückgehen soll. Leider hat der Inhaber des Campingplatzes versäumt unser permit zu beantragen und sie können nicht gleich wieder zurückfahren. Es dauert bis 15.00 Uhr und dann müssen noch etliche Kopien davon gefertigt werden. Bei der Rückfahrt ist es schon fast dunkel bis sie ankommen. Auch ich bin bei meiner Rückkehr von Djerba erst in Medenine als es schon dämmert. Ich gehe Essen und fahre gemäßigt bei Nacht über die Pisten bis nach Gsar Ghilane.

Am nächsten Tag bringen wir drei Motorräder zur Polizeistation und verladen die anderen fünf auf unsere Fahrzeuge um ins Sperrgebiet aufzubrechen. Das Spergebiet ist der Süd-westlichste Teil Tunesiens der weiter in die Sahara reicht aber außer Militärbasen und Ölbohrstationen nicht mehr besiedelt ist. Aus Grenz und Sicherheitsgründen muss daher beim letzten Militärposten auch eine Genehmigung vorgelegt werden. Fast 200 km über öde Piste sind es zu unserem Ziel El Borma das etwa in der Mitte des Sperrgebiet ganz an der algerischen Grenze liegt. Wir fahren bis in die Nacht da Manfred mit dem Wohnmobil max. 40 fahren kann. Bis auf wenige Verwehungen an denen ich ihn ins Schlepptau nehme ist die Piste jedoch gut befahrbar. Erst als wir am nächsten Tag aufstehen sind die hohen Dünengürtel zu sehen, wegen denen wir hierher gefahren sind. Bei unserem ersten Ausflug stellen wir bald fest dass hier der Sand richtig weich ist. Beim Versuch die hohen Anfarten zu meistern werden bald Grenzen von Mensch und Maschine ausgelotet.

Nach fünf Tagen Dünen erklimmen und kalten Nächten am Lagerfeuer entschließen wir uns wieder zur Oase zurück zu fahren.

Joachim und Matthias wollen nicht langsam mit den Trucks mitfahren sondern kurz mit den Bikes voraus fahren. Damit der Sprit auch für die Husaberg ausreicht packt Joa noch eine 3l Weinflasche voll Benzin hinten auf. Ich gebe Joachim noch ein kurze Einweisung fürs zweite GPS und empfehle Ersatzbatterien. Handtuch und Badehose für die warme Quelle sind natürlich auch dabei. Wir drei anderen fahren langsam mit den Trucks hinterher. Als wir am Nachmittag an der Militärstation in Kamour ankommen ist kein Soldat zu sehen. Wir hupen öffnen selbst die Schranken und fahren in den Kasernenhof. Nicht tut sich auch nach mehrmaligem hupen. Ich entschließe mich trotz Verbotshinweisen in die Kaserne zu gehen. Ich folge den Lauten aus einem Zimmer und treffe alle Soldaten vor dem Fernseher sitzen und jubelnd an. Einer der Soldaten nimmt sich meiner an und entschuldigt sich. Tunesien spielt heute im Endspiel des Afrika-Cups gegen Marokko. Er bemüht sich auch englisch zu sprechen aber auf meine Frage ob heute schon zwei Motorräder vorbeigekommen sind antwortet er nein. Wir nehmen an dass die beiden ebenfalls nicht empfangen wurden und einfach ohne Abmeldung weitergefahren sind um schnell ins warme Bad zu kommen. Wir fahren weiter bis Gsar Ghilane doch als wir in der Oase unsere beiden Freunde suchen stellen wir fest das diese nicht angekommen sind. Wo sollen wir suchen? Es ist schon eine Weile nacht als Joachim plötzlich völlig ausgezehrt ankommt. Was ist passiert? Schon an der zweiten Kreuzung sind die beiden auf der breiten Piste versehentlich rechts abgebogen anstatt die breit ausgebaute Piste geradeaus weiterzufahren. Erst als sie am östlichen Ausgang des Sperrgebiets in Kambout ankommen merken sie dass sie falsch sind. 80 km Falschfahrt. Das GPS zeigt Nordwest. Sie fahren weiter auf der weniger gut ausgebauten Piste Richtung Westen, denn von hier gibt es keine direkte Piste nach Gsar Ghilane. Matthias hat einen Platten und die Besorgung von notwendigem Benzin bei einer Militärstation sind zeitraubend.

Berber versuchen den Platten flicken zu helfen. Die Uhr schreitet voran und langsamen Tempos erreichen die beiden ebenfalls den Militärposten im Kamour. Nach Aussage des Soldaten sollen wir erst eine Viertelstunde vorher passiert sein. Joachim entschließt sich schnell voraus zu fahren um uns einzuholen. Dies gelingt ihm nicht und er kommt in die Nacht und verfehlt abermals etwas den Weg. Als er uns dies kurz geschildert hat nehmen wir die Abholung von Matthias in Angriff. Zu zweit fahren wir mit dem Mercedes die Piste Richtung Kamour. 50 km müssten schon in einer Stunde zu schaffen sein. Schon auf halbem Weg treffen wir Matthias mit ausgebautem Vorderrad und zwei Arabern am Lagerfeuer sitzend an. Ein Begleiter eines Scheichs von Saudi Arabien der auf Falkenjagd ist hat Ihn aufgegriffen und ihm Hilfe angeboten. Der Platten wird im Saudi-Camp repariert und die Diener des Saudies sind abgestellt um auf Matthias aufzupassen. Wir warten bis das Repair-car der Saudies das Rad wieder bringt, bauen es ein, bedanken uns fahren zurück. Eine Einladung ins Camp müssen wir ausschlagen da wir ja wissen unsere Freunde in Gsar Ghilane warten im Ungewissen auf uns. Obwohl es stockdunkel ist kommen wir gut zurück. Auf der Pistenfahrt ist noch ein Staufach aufgangen und wir verlieren unseren Reifenfüllschlauch.

Matthias nimmt die Einladung seines Saudi-Freundes ins Oasen-Hotel wahr und versucht Ihm noch zu erklären warum er ohne Ersatzschlauch und ohne Satellitentelefon in der Sahara unterwegs ist. Am nächsten Tag suche ich noch den verlorenen Reifenfüllschlauch zu finden aber der ist schon weg, ebenso das riesige Zeltlager der Saudies die mit ca 500 Paersonen und vielleicht 150 Autos auf der Jagd mit Falken in Tunesien unterwegs sind. Bei Fahrt durch die Oasendünen schlägt mir ein Ast eines großen Baumes in die Windschutzscheibe und wir müssen viel Klebeband verwenden damit es auf der Heimreise nicht zu zugig wird

Die nächsten Tage verlaufen weniger aufreibend mit Dünensurfen und Thermalbaden. Am Ende der dritten Woche brechen wir zur Rückfahrt auf. Wir nehmen uns ein einhalb Tage für die Strecke bis in den Hafen von Tunis. Die wenigen Flaschen Wein die wir noch haben tauschen wir im Hafen bei Händlern gegen Souvenirs ein. Die Zolldurchfahrt geht noch schneller als bei der Einreise und 24 Stunden später sind wir wieder in Genua. Auf der Autobahn in Italien schneit es und wir kommen nur sehr langsam voran. Es ist schon dunkel als wir in die Schweiz einreisen und die Auffahrt über den Bernhardinopass ist schneebedeckt. Wir stellen uns auf eine lange Nacht ein aber auf der Nordseite der Alpen hört es auf zu schneien und zu regnen und wir sind um 0.00 Uhr etwa zuhause in Bartholomä.

 

Tunesien 2004