Madagaskar 1999

Madagaskar 1999

-gleich zu den Bildern-

Dieser Reisebereicht unseres Members Richard ist schon von 1999 und ist auch bereits in der Zeitschrift „Tourenfahrer“ Heft 10/99 erschienen, dennoch vielfach hat sich an der abenteuerlichen Insel nichts geändert Die Reisetipps wurden nach Informationen aus 2006 aktualisiert und bei direkten Fragen kann per e-mail richardmoeck@web.de alles nachgefragt werden.

Motorradreise auf Madagaskar!


„Madagaskar“ das ist eine Insel bei Afrika wo es Lemuren und Seefahrer-Pest gibt,. „Das kenne ich“ sagen die meisten Leute denen ich erzähle, dass ich eine Reise dorthin gemacht habe. Aber viel mehr wissen die meisten Menschen in unseren Breitengraden nicht über den Inselstaat im Indischen Ozean. Eine Insel, ja aber die viertgrößte der Erde, und das ergibt immerhin eine Gesamtlänge von über 1500 km, hierfür gibt es jedoch keine durchgehenden Straßen von einer Küste zur anderen, zumindest keine jederzeit befahrbare. Deswegen überkam mich bei meiner ersten Reise nach Madagaskar der verständliche Wunsch dieses Land, welches größer als die wiedervereinigte Bundesrepublik, ist mit einer Enduro zu erkunden. Die komfortabelste Möglichkeit wäre per Flugzeug von Ort zu Ort fliegen, aber ich dachte mir ein Land und seine Bewohner kann man nicht kennen lernen indem man darüber hinweg fliegt. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ist zwar reichlich aber alles andere als komfortabel und flexibel. Deshalb habe ich mir ein eigenes Motorrad importiert. Eine nicht ganz einfache aber interessante Variante des Bikerurlaubs. Dies war auch nur mit Hilfe einiger der wenigen dort lebenden Deutschen möglich. In der Hauptstadt Antananarivo, auch von den Einheimischen wird sie bequemer weise meist nur „Tana“ genannt, angekommen, mache ich mich zuerst auf um zu sehen ob die Maschine wirklich komplett angekommen und noch vorhanden ist. Da alles hier ist und auch schnell zusammengebaut, brauche ich nur noch auf die madagassische Zulassung zu warten. Viel Bürokratie die aber stets bezahlbar ist. Die ersten Tage kann ich schon mal mit dem deutschen Kennzeichen und den Zollpapieren fahren. Rein in den dichten Stadtverkehr eines Drittweltlandes. Wer dies noch nie gesehen hat sollte sich nicht mit dem Motorrad dort hinein wagen, die BMW erweist sich in manchen Fällen als zu breit oder für den notwendigen Respekt schlicht als zu leise. Schneller als mit dem Taxi komme ich doch voran um mich in der Stadt umzuschauen und noch einige Besorgungen zu machen die außerhalb nicht so leicht zu kriegen sind.

In der Beschreibung eines jeden Reiseführers wird Madagaskar stets in fünf großen Teilen beschrieben. Diese sind auch so unterschiedlich in Ihren landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten, dass es erscheint als wäre man auf einem verkleinerten Kontinent Afrikas. Die Gebirge im „Hochland“ sind bis zu 3000m hoch und die gute Teerstraße in Richtung Süden verläuft auf meist 1000 m Höhe. Im Osten fällt dieses Hochland noch mit Regenwald bewachsenen Hängen bis zum Meer steil ab. Süden und Osten sind steppenartig und trocken und der Norden ist mehr dem tropischen Klimawechsel unterlegen als dies im Hochland der Fall ist. Jetzt im Oktober endet auf dem 20 .Breitengrad südlich des Äquators gerade die warme Trockenzeit, dies heißt zwar nicht dass die kalte Trockenzeit an unsere Winter erinnern würde aber fürs fahren mit dem Motorrad ist dies eine trockene und warme Vorraussetzung.

Mein erster Tagestrip soll mich nach Ambohimanga führen. Es stimmt zwar dass die meisten madagassischen Ortsnamen sich zuerst wie wahllos aneinander gereihte A“s anhören, doch jedem Leser wird es möglich sein am Ende dieses Berichts schon diejenigen Orte die mit einem A beginnen von denen zu unterscheiden die nicht mit einem A beginnen. In Ambohimanga also ist der Palast des berühmtesten Königs in Originalzustand zu sehen. Der spätere prachtvollere Herrschersitz in der Hauptstadt ist vor wenigen Jahren den Flammen zum Opfer gefallen, wie übrigens so manches andere auf der Insel auch. Leider ist die Beschilderung vielerorts nicht von europäischem Standart, so dass ich mehrmals fragen muss und trotz meines mangelhaften Französisch habe ich bald begriffen, dass es mehrere Orte mit dem Namen Ambohimanga gibt. Aber ich folge einfach der guten Asphaltstraße in Richtung Norden bis eine passend angeschriebene Straße links abbiegt und finde den „blauen Hügel“, wie Ambohimanga übersetzt heißt, ohne weitere Probleme. Ich lasse mich von einer Studentin die sogar deutsch spricht durch den Palast führen und einiges aus der Madagassischen Geschichte erzählen. Danach fahre ich am selben Tag wieder zurück nach Tana.

Beim nächsten Trip möchte ich aber erstmals die off road Tauglichkeit der G/S testen und starte zum „Lac Itasy“ in Richtung Osten. Schon nach etwas mehr als 100 km endet hier die Asphaltstraße, oder wie man die stete Folge von Schlaglöchern nennen soll, in eine richtige Schotterpiste. Dieser folge ich mehrere Stunden, so dass ich fast vergesse zu beobachten ab welcher Ortschaft noch eine Tankstelle zu sehen ist. Erst ein Blick auf den Tachostand und die Unkenntnis wo ich eine Tankstelle zu erwarten habe drängt mich zum Zurückfahren auf derselben Piste die ich gekommen bin. In Analavory entscheide ich mich eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Obwohl es sich um keine kleine Stadt zu handeln scheint finde ich nur Hotely-Gasy´s welche zwar Speisen aller Art anbieten aber keine Zimmer. Beim dritten Versuch murmele ich vor mich hin „kein Hotel, das gibt es nicht“ da fragt mich der Besitzer „sprechen Sie deutsch“, ich bin überrascht und kann mich mit Ihm auf deutsch unterhalten. Ich entschließe mich erst mal etwas Warmes zu essen. Dabei erzählt mir die etwas ältere Tante des Wirtes, dass Sie vor 15 Jahren schon in Oberschleißheim gewohnt hat und sie fragt mich ob ich schon auf dem Oktoberfest gewesen bin. Sie spricht gutes deutsch und möchte wissen ob ich zur Besichtigung der Fontänen gekommen wäre. Da ich nichts von Fontänen im Reiseführer gelesen habe möchte ich mir dieses Phänomen gerne anschauen und mache für den nächsten Tag ein Treffen mit dem Wirt aus. Auf seine Empfehlung hin suche ich ein Hotel im 15 km entfernten Ampefy, jetzt ist es aber schon Nacht und die notwendige vorsichtige Fahrweise erfordert mehr als eine halbe Stunde bis dorthin. Am Hotel angekommen sind dort die Läden schon zu, nur auf mein Klopfen wird geöffnet und ich bekomme ein Zimmer. Das Motorrad wird sicherheitshalber im kurzfristig ausgeräumten „Restaurant“ untergebracht. Am nächsten Morgen schaffe ich die Strecke bei Tageslicht etwas schneller. Alain, der Wirt des „Tsarafandry“ steigt mutig bei mir hinten auf und wir fahren zu zweit zu den Fontänen welche ganz in der Nähe sein sollen. Wir biegen von der Hauptroute ab und durchfahren eine abwechslungsreiche Gegend mit auffallend vielen Mangopflanzungen, die hier besonders gut gedeihen und schmecken sollen. Bei der Suche von Marmor ist man auf natürliche Quellen gestoßen, die alle 5 Minuten wie Geishire aus dem Boden spritzen. Aber ohne Führer würde ich hierher nicht finden um dieses Naturschauspiel zu erleben. Als wir wieder über den verlassenen Weg zurückgekommen sind erzählt Alain seiner Frau stolz, dass es mit dem Motorrad genauso bequem war wie mit einem richtigen Auto. Wobei ich mir nicht sicher bin ob ein Straßen PKW überhaupt bis zu den Quellen kommen würde ohne dass die Mitfahrer schieben müssen. Nach einem gemeinsamen madagassischem Essen verabschiede ich mich und fahre erneut zurück nach Tana.

Dort sind jetzt alle Papiere fertig und ich erhalte ein madagassisches Kennzeichen mit dem ich sicher ohne Probleme bei möglichen Kontrollen durchkommen kann.

Am nächsten Morgen starte ich schon sehr früh, da aber das Straßenleben auf Madagaskar stets kurz vor Sonnenaufgang beginnt dauert es eine ganze Weile bis ich an der Stadt vorbei in Richtung Süden auf die „RN 7“ komme. Bald schon wird der Verkehr geringer und nach 50 km bin ich schon fast allein auf der sich an Hügeln windenden Teerstraße. Noch etwas später komme ich nach Antsirabe auf eine Hochebene wo die Straße oft gerade und eben ist. Dennoch ist es interessant während der gemütlichen Fahrt die Umgebung zu beobachten. Zahllose Reisfelder und allerlei andere landwirtschaftlichen Anbauten werden hier fast ausschließlich in Handarbeit betrieben. Erst am Nachmittag erreiche ich die Gegend in der noch Wälder bestehen und wo sich wieder in kurvenreichen Strecken Höhen und Tiefen abwechseln. Ich fahre bis Fianarantsoa in dessen Umgebung sogar Wein angebaut wird. Am nächsten Tag breche ich in Richtung Osten auf, die Straße nach Ranomafana ist nicht ganz im asphaltierten Zustand aber ich erreiche bald den tropischen Park bei Ranomafana. Hier sind natürlich verschiedene Lemuren und Pflanzen des Regenwaldes die Hauptattraktionen im Nationalpark. Nach einigen Stunden Naturkunde geht es am nächsten Tag weiter bis zur Ostküste. Hier ist die Insel viel grüner da es auch zur Trockenzeit öfters regnet. Nicht weit vom brausenden Ozean entlang führt eine gute Teerstraße über Manakara , Farafangangana bis Vangaindrano. Hier jedoch endet die Straße und in der Karte ist nur noch eine kleine Piste eingezeichnet. Auf meine Anfragen bei den Einheimischen ob die 250 km bis Tolanaro für mich befahrbar sind erhalte ich meist die Aussage „pas possible“ Auf meine weitere Frage warum erfahre ich dass hier keine Brücken mehr bestehen und einige Flüsse zu überqueren sind, diese jedoch mit Fähren ausgestattet sind. Ich entschließe mich also die Strecke zu probieren und rechne mir aus wenn ich 20 km in der Stunde schaffe kann ich in zwei Tagen in Toalanaro sein. Schon früh am Morgen starte ich also, die ersten fünf km bis zur ersten Fähre sind noch kein Problem obwohl es in der Nacht geregnet hat. Die Auffahrt auf die Fähre, oder wie man sonst zusammengebundene Pirogen mit Dielen belegt bezeichnet, ist dann schon etwas schwieriger. Dann geht es jedoch in dicht bewachsenen Urwald steil einen Berg hinauf und bei wieder einsetzendem Regen komme ich nur mit Hilfe einiger Einheimischen vorwärts. Nach drei Stunden habe ich erst 3 Kilometer der schmierigen Piste geschafft und ich beschließe wieder umzukehren obwohl manche meiner Helfer behaupten die Piste würde wieder besser werden. Ich fürchte aber dass mir die kleinen Geldscheine fürs weiterhelfen ausgehen und ich bei den großen kein Wechselgeld mehr kriege und trete den Rückweg an. Ich mache den Weg also zurück wieder ins Hochland nach Fianarantsoa, von wo aus es über die RN7 zu einer größeren Piste in Richtung Tolanaro geht.

Da sich gegen Abend die Straße öfters in eine Baustelle verwandelt wird es schon wieder Nacht bis ich endlich Ihosy erreiche. Dort übernachte ich nochmals bevor ich abermals am frühen Morgen starte. Heute verlasse ich aber schon nach 15 Minuten die serpentinenartig ansteigende Straße und biege auf der Höhe angekommen auf eine links abbiegende Staubpiste ab. Von hier aus sind es noch 500 km bis zu meinem Ziel, dem am Südostzipfel Madagaskars gelegenen Fort-Dauphin wie die Stadt Toalanaro bei den Franzosen genannt wurde. Jetzt ist die Strecke vollends total einsam. Ich presche schon mindestens eine halbe Stunde auf der noch gut befahrbaren Piste bevor ich überhaupt ein anderes Fahrzeug sehe. Alle weitere halbe Stunde ist vielleicht mal ein einzelner Fußgänger zu sehen. Ich hebe die Hand vom Lenker um Ihn zu grüßen und meist erwidert dieser ebenso, gleichfalls erfreut jemanden in dieser Einöde zu sehen. Die Landschaft ist jetzt am Ende der Trockenzeit extrem von der Dürre gekennzeichnet. Die Piste zieht sich über weite Steppenlandschaften hin. Immer wenn sich die Strecke in ein fast ausgetrocknetes Flußtal hinab führt kann man einzelne Hütten sehen. Meist ist noch ein Rest an Wasser in dem Flußbett, welches aber ganz offensichtlich in der Regenzeit den Wegen ziemlich zusetzt. Denn immer in der Nähe der Trockenflüsse sind grobe Rillen und Steine ausgewaschen. Ich muß das Tempo selbst mit der Enduro stark drosseln und schaffe in der jetzt heißen Mittagssonne meist nicht mehr als 30 km zurückgelegte Strecke in der Stunde. Als ich gerade wieder an so einem Flußbett eine der jetzt öfters auftauchenden riesigen Rinderherden passiere entschließe ich mich einen kurzen Fotostop einzulegen. In der kurzen Zeit bis ich den Helm abnehme und den Fotoapparat aus dem Tankrucksack nehme kommt einer der Hirten mit Speer bewaffnet eilig zu mir aus dem Tal herauf marschiert. Er hat seine Herde verlassen und ist bei mir angekommen bevor ich den Helm wieder auf habe. Er begrüßt mich auf madagassisch und bittet mich höflich um eine Zigarette. Ich nehme an dass sich Reisende in dieser Einsamkeit gerne kleine Geschenke austauschen und biete ihm eine meiner speziell für diese Dienste mitgeführten Zigaretten an. Er bedankt sich wieder höflich mit gefalteten Händen und eilt zu seiner Herde zurück. Bevor aber die anderen Hirten ebenfalls bei mir auftauchen steige ich auf und fahre weiter den steinigen Weg entlang. Als ich dann doch schon 200 km zurückgelegt habe kommt mir ein Motorradfahrer entgegen, ich werde langsamer und auch er drosselt sein Tempo um neben mir anzuhalten. Ein französisches Paar auf einer XT freut sich nach 3 Wochen erstmals einen Gleichgesinnten der per Moto unterwegs ist zu treffen. Wir plaudern etwas übers Reisen per Motorrad, da dies hier nicht die übliche Tour zu sein scheint. Der Biker empfiehlt mir für die kommende Strecke Luft aus den Reifen abzulassen, da tiefer Sand kommen soll. Ich beschließe jedoch wegen der großen Steine vorerst meinen Reifendruck zu halten und erst nach Bedarf seiner Empfehlung zu folgen. Tatsächlich kommt bald eine tiefe, nur mit LKW-Spuren versehene Sandpiste. Ich bin noch nie eine längere Strecke im tiefen Sand gefahren und erinnere mich an die zahllosen Tipps meiner wüstenerfahrener Kumpels. „ganz einfach, nur kein Gas wegnehmen“ Einmal in Fahrt gekommen ist diese Aussage richtig aber wie man dann anhalten und wieder wegkommen soll ist damit nicht erklärt. Es erforderte dann entsprechende Übung. Etwa 70 km hält die sandige Piste an, auch durch die Ortschaften, wo der Sand noch feiner und weicher zu sein scheint ist keine Straße mehr fest. Die manchmal bis auf kurze Distanz an den Weg reichenden mannshohen Kakteen werden bei kleinen Schlenkern zur unliebsamen Streckenbegrenzung. Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreiche ich Ambovombe, von wo aus auch wieder die Straße als asphaltiert in der Karte verzeichnet ist. Es sind keine 100 km mehr bis zum Meer dennoch suche ich erneut ein Hotel zur Übernachtung auf. In der Nacht regnet es plötzlich und der nächste Tag beginnt nicht so heiß wie die vorigen geendet haben. Beim Auftanken fragt der Tankwart interessiert nach den techn. Daten meiner hier wohl ungewöhnlichen Maschine. Wie viel Liter fasst der Tank? Hat das Motorrads keine Kette? Einige Neugierige haben sich schon um mich und die Maschine versammelt als einer noch fragt ob der Motor vier Zylinder hat?! Ich kann nicht alle Fragen beantworten und begebe mich weiter auf den Weg nach Süden. Die zuerst vorwiegend mit Schlaglöchern übersäte Straße wird allmählich besser als sie mich durch weite Sisalplantagen führt. Vor Fort-Dauphin liegt einer der ältesten privaten Naturparks des Landes, der „Berenty-Park eine Plantagenbesitzerfamilie hat diese Ecke Madagaskars für die wenigen Touristen bekannt gemacht. Vor Mittag noch erreiche ich die Stadt an der Küste, aber ausgerechnet jetzt wo ich am Strand baden möchte regnet es in leichtem Nieseln. Ich ruhe mich dennoch einige Tage bei schönem Wetter hier aus, bevor ich die 400 km Pistenstrecke nach Tulear anpeile. Drei Tage über Sandpisten, Geröllstrecken und Staubstraßen lassen mich manchmal etwas ärgerlich werden wenn die Hoteldusche am Abend das Wasser verweigert, weil eben die ganze Stadt am Abend kein Wasser hat. Aber der Süden hier ist jetzt sehr trocken, oft nur Kakteen die an Mexiko erinnern oder die mächtigen Baobab-Bäume, welche es so nur auf Madagaskar geben soll. Kurz vor Tulear erreiche ich dann wieder die asphaltierte RN 7, welche ich vor 10 Tagen verlassen habe. Nach einer Nacht in der Stadt geht es an ein Strandhotel, wieder über eine tiefe Sandpiste von 40 km. Da die Steinbrocken die hier unter dem Sand nach meinen Reifen lauern nicht mein Wohlgefallen finden entschließe ich mich kurzerhand direkt an den Strand zu fahren. Wenn gerade Ebbe herrscht ist der Teil kurz vor den Wellen fest gepresst und leicht zu befahren. Auf der Westseite der Insel ist das Meer ruhig, da ein langes Riff der Küste vorgelagert ist. Dies ist auch der Grund warum es hier fürs Schnorcheln und Tauchen gut geeignet ist. Nach einigen Tagen breche ich wieder auf an die „sieben Seen“. Einige dieser untereinanderliegende Bassins dürfen von Nichtmadagassen nicht betreten werden. Aber der Weg entlang des Onilahy-Flußes führt durch eine fruchtbare und schöne Gegend. Bei einem Stop an der Straße um einen Kaffee zu trinken stelle ich auch die Dorfattraktion des Tages dar. Hierher verirren sich selten Touristen und zur Erinnerung stellen sich zahllose Kinder zum Foto unter den Verkaufsstand auf.

Wieder zurück in Ifaty vergeht die Zeit schnell und 5 Tage vor meinem Rückflugtermin begebe ich mich wieder auf die Straße in Richtung Norden. Diesmal folge ich jedoch direkt der RN 7 in Richtung Hochland. Gut ausgebaut steigt die Straße nur langsam an. Nach anfänglich etwas kahler Umgebung führt die Straße jetzt aber ins Isalo-Gebirge. Bizarre Felslandschaften umgeben mich und die Straße führt über kurvige Hügel. Leider habe ich keine Zeit mehr das „Reserve de Isalo“ abseits der Durchgangsstraße zu besichtigen und muss mit dem neu errichteten Museum vorlieb nehmen. Hier kann ich mich ins Gästebuch eintragen und sogar ohne Eintritt einiges über dies Reservat erfahren. Da sich von weitem ein Gewitter mit dunklen Wolken am Horizont abzeichnet übernachte ich erneut in Ihosy. Diese Stadt liegt direkt am Fuß des Gebirges und wird deshalb auch das „Tor des Südens“ genannt. Am nächsten Morgen fahre ich nach Kaffee und Spiegelei wieder weiter durch die zahllosen kleineren und Ortschaften die sich entlang der RN 7 befinden. Es ist immer wieder interessant welche verschiedenen Früchte gerade in den unterschiedlichen Gegenden angeboten werden .Hier Tomaten 5 km später Kartoffeln, dann geschnitzte Modellautos, Holzkohle oder was auch immer gerade in der Gegend zu haben ist wird direkt an der Straße feilgeboten. Eine letzte Übernachtung mache ich noch in Ansirabe, wo es ein berühmtes Hotel mit Thermalbädern gibt. Ich leiste mir jedoch nur das günstigere chinesische Hotel welches unweit davon liegt. Bei einer kleinen Stadtrundfahrt werde ich von einem Chopperfahrer überholt, der sich dann zurückfallen lässt um mir stolz seine Maschine zu präsentieren. Während er neben mir her fährt fragt er mich wo ich herkomme und wie ich heiße und am liebsten würde er mir wohl bei einem Rennen zeigen dass er die schnellste Maschine am Ort hat, aber der dichte Verkehr von Pousse-Pousse, Radfahrern und Taxis erlaubt so etwas hier nicht. Am nächsten Tag erreiche ich wieder den hektischen Verkehr von Tana. Um das Motorrad nicht allein in der Stadt stehen zu lassen kaufe ich meine Souvenirs welche ich mit nach Hause nehmen möchte auf dem Markt in Richtung Flughafen ein. Die BMW lasse ich bei Siegfried stehen der sie für mich bis zu meinem nächsten Besuch (hoffentlich) gut aufbewahrt.

REISE - INFORMATIONEN

Allgemein: Bekannt ist von Madagaskar die edemische Natur durch die isolierte Entwicklung der Insel. die meisten Tiere und Pflanzen finden sich nur hier, was viele Naturreservate nötig macht. .Madagaskar war bis in die 60-Jahre eine französische Kolonie, nach der Unabhängigkeit war es in seiner sozialistischen Zeit stark abgekapselt. Seit der Öffnung zum demokratischen Westen kann jeder ohne größere Probleme ein Visum bei der Madagassischen Botschaft beantragen. Die Versorgung hat sich wesentlich verbessert, aber Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt. Dessen muss man sich nach wie vor bewußt sein wenn man dorthin eine Reise machen möchte.

Motorräder:

Madagaskar per Motorrad ist nicht alltäglich im touristischen Angebot. Die im Reisebericht benutzte BMW R 80 GS ist meine private Maschine vor Ort.

Wer lieber in Gruppen auf 600 TT mit Führung unterwegs ist kann bei „www.flashmoto.mg“ gute Maschinen mieten. Leider spricht „Claude“ fast nur französisch und die Reservierung auf englisch dauert es evtl. etwas bis er einen Übersetzer gefunden hat. Während der Tour klappt das unter Bikern aber ganz gut.

Unter „Madagaskar on bike“ bietet Manfred Honda Tranalp´s an die für die Strecken auf Asphaltstraße ausgestattet sind.

Ich weiß aktuell nicht ob „Mada.Rai“ in Tulear noch brauchbare Bikes zur Vermietung anbietet.

Für eine Kontaktaufnahme sollte man jedoch aber französisch oder italienisch sprechen. Ein weiterer Nachteil ist, dass man die Reise bis nach Tulear und zurück ohne Bike organisieren muß.

Anreise:

„Air Madagascar“ fliegt mehrmals ab Paris und einmal die Woche auch ab Mailand nach Tana (aktueller Preis sicher nicht unter 1000,-€..Nach Feriensaisonen und Zubringerflug jedoch recht unterschiedlich. Andere Fluggesellschaften außer noch Air France sind selten und können nur über Frankreich gebucht werden. Air Austral fliegt oft günstig nach Reunion, aber Flüge von Reunion nach Madgaskar kosten wieder etwa 300-400 €?

Unterkunft/Sprache/Kleidung:

Für die Unterbringung zur An und Abreise empfehle ich die Privatpension unter e-mail: chezjeanne @wanadoo.mg anzufragen. Dort wird deutsch gesprochen und ein guter Flughafenzubringen angeboten. Einfache Bed and Breakfast Zimmer. Es gibt jedoch in allen Städten und Stränden Hotels und Bungalows unterschiedlichem Komforts. Obwohl Französisch die meist gesprochene Fremdsprache ist können diese auch in Englisch leicht angeheuert werden. Zelt ist nur für extreme Einzeltouren oder Trekking in Parks nötig, kann dann aber auch meist dort angemietet werden. Schutz-Kleidung fürs Motorrad muss mitgebracht werden da hierfür kaum Angebote auf dem Markt sind.

Einfuhr eigenes Motorrad: Ein Carnet de passage, wie es in anderen Afrikanischen Ländern üblich ist gilt für Madagaskar nicht, wie die temporäre Einfuhr sonst organisiert werden kann ist von Deutschland aus schwer zu klären.

Geld: Seit meiner Reise in 1999 wurde nicht nur bei uns die Währung getauscht. Madagaskar hat mitllerweile einen neuen Präsidenten und neue Geldscheine. Die eigene Währung Ariary ist nur im Land zu haben. Zum Umtausch sind € jedoch gern gesehen. Auf dem freien Markt gerne auch große Scheine, bei Banken auf dem Land keine 500er (könnten falsch sein?)

Im Jahr 2002 habe ich in Toamasina in einem Geschäft Geld getauscht. Nachdem wir uns über den Kurs für 200 € einig waren habe ich dem Inder meinen 200 € Schein gegeben und er antwortete nur „ ah die gibt’s auch als 200er“! aber er hat ihn getauscht.

Den genauen Kurs kenne ich im Moment nicht. Benzin ist mittlerweile aber auch über 1 € pro Liter. Verpflegung und Unterkunft sind jedoch zu akzeptablen Preisen zu haben und schwanken stark nach Anspruch.

 

Madagaskar 1999